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Pflege & Zucht von Rosenkäfern

Goliathkäfer

Die Goliathkäfer (Goliathus) sind eine Gattung von Rosenkäfern bestehend aus 5 Arten, 1 Naturhybride und verschiedenen Unterarten:

Goliathus (LAMARCK, 1801)

Die Larven der Goliathkäfer haben kräftige Beine, daher können sie sich auch auf dem Bauch fortbewegen. Hier: Larve von Goliathus goliatus.

Zu den Goliathkäfern zählen (ohne Unterarten):

  • Goliathus goliatus (Linnaeus, 1771)
  • Goliathus orientalis (Moser, 1909)
  • Goliathus albosignatus (Boheman, 1857)
  • Goliathus regius (Klug, 1835)
  • Goliathus cacicus (Voet, 1779)
  • "Goliathus atlas" (Nickerl, 1887) - keine Art, sondern Naturhybride aus G. regius und G. cacicus


Die bis zu 110 mm großen Käfer gelten nicht umsonst als die Königsklasse der Rosenkäfer. Lange Zeit galten Goliathkäfer als unzüchtbar. Mittlerweile konnte die Zucht optimiert werden, da die Bedürfnisse der Käfer und Larven besser verstanden werden. Jedoch ist die Zucht noch immer recht kompliziert und fordert ein hohes Maß an Disziplin und Geduld. Die Larven benötigen in regelmäßigen Abständen tierisches Protein. Hier haben sich Katzenfutterpellets oder Koipellets bewährt.

Goliathkäfer kommen in Afrika vor und sind, was bei Rosenkäfern die Ausnahme ist, nachtaktiv. Sie ernähren sich von Baumsäften, weshalb sie auch oft an Bäumen gefunden werden können. Die Larven der Goliathkäfer sind echte Rekordhalter: mit einer Länge bis zu 150 mm und einem Larvalgewicht bis zu 110 Gramm gelten sie als das schwerste Insekt weltweit. Solche Gewichts- und Größenrekorde erreichen die Tiere jedoch nur in freier Wildbahn. In Zentralafrika sind die Larven daher auch ein proteinreiches Nahrungsmittel.

Goliathkäfer haben sehr schöne Färbungen. Deshalb sind auch Präparate bei Sammlern sehr beliebt und stehen hoch im Kurs. Bei Goliathus goliatus werden u. a. die folgenden Farbformen unterschieden:

  • apicalis
  • albatus
  • quadrimaculatus
  • conspersus
  • undulus


Es bedarf einer taxonomischen Überarbeitung der Gattung, da sehr viele Varietäten und Synonyme im Umlauf sind. Gattungen, welche Goliathus verwandtschaftlich sehr nahe stehen, sind Argyrophegges, Hegemus, Fornasinius und Hypselogenia.


Verbreitungsgebiet:

Afrotropis

Untergattungen:

keine

Arten:

5

Unterarten in allen Arten:

6

Tribus:

Goliathini

Subtribus:

Goliathina


Zucht von Goliathkäfern

Aufzucht der Larven

Gammarus, getrocknet

Die Aufzucht der Larven ist sehr zeitaufwändig und erfordert ein hohes Maß an Disziplin. Während sich die allermeisten Larven von Rosenkäfern von zersetzten Pflanzenbestandteilen und weißfaulem Holz ernähren, sind die Goliathkäferlarven zwingend auf tierisches Protein angewiesen. Wie oben bereits beschrieben, eignen sich hierfür unter anderem Katzenfutterpellets, welche ich auch verwende. Ich füttere Pellets mit einem Proteingehalt von 41 % und zusätzlich getrocknete Bachflohkrebse (Gammarus), welche etwa zur Hälfte aus Protein bestehen. Die Larven füttere ich jeden zweiten Tag. Die Pellets werden einfach auf die Substratoberfläche gelegt und etwas angefeuchtet; die Larven werden sich die Pellets schnappen und im Substrat fressen oder anfressen. Die Anzahl der Pellets hängt von der Größe der Larve ab und wie viel die Larve innerhalb von 2 Tagen vertilgen kann. Hier macht es Sinn, sich für jede Larve - die Larven müssen aufgrund kannibalistischer Veranlagung ohnehin einzeln gehalten werden - ein Protokoll anzulegen und zu dokumentieren, wie viel die Larve bekommen und tatsächlich gefressen hat. So findet man schnell raus, ob die Futterdosis angepasst werden muss. Nicht gefressene Pellets müssen bei der nächsten Fütterung, bzw. Substratkontrolle entfernt und sollten dokumentiert werden. Auch Gewicht und sonstige Veränderungen sollten festgehalten werden. Das Einfachste ist, die Boxen durchzunummerieren. Zur Protokollierung eignet sich diese einfache Tabelle, welche ich für die Aufzucht erstellt habe:

Goliathkäfer - Larvenaufzucht (Download 11,6 KB)

Fütterung von Goliathkäferlarven mit Katzenfutterpellets

Wie bereits erwähnt benötigen die Larven im Abstand von 2 Tagen regelmäßige Fütterungen, da ansonsten Ausfälle drohen. Um die Larven für 5-7 Tage zu versorgen, ob in Abwesenheit oder als dauerhafte Fütterungsmethode, eignet sich Larvenjelly, welches ich nach dem Rezept von Benjamin Harink aus seinem Werk Breeding Beetles (1. englische Ausgabe, Februar 2022) herstelle. Für eine handelsübliche Eiswürfelform mit 12 Mulden werden benötigt:

  • 250 ml Wasser
  • 4 Gramm Agar-Agar
  • 1,25 Gramm Sorbinsäure
  • 1,25 Gramm Glutamin
  • 10 Gramm Glukose
  • Futterpellets
  • evtl. weitere Additive


Agar-Agar ist ein pflanzliches Geliermittel und ist im Supermarkt in Pulverform erhältlich. Sorbinsäure dient in Lebensmitteln der Haltbarmachung, ist also ein zugelassenes Konservierungsmittel. Statt auf teure Produkte aus der Apotheke zurückzugreifen, kann man einfach handelsübliche Einmachhilfe aus dem Supermarkt in kleinen Tütchen verwenden. Man sollte darauf achten, dass diese zu 100 % aus Sorbinsäure (E 200) besteht. Auch im Supermarkt günstig zu bekommen ist Glukose oder schlicht gesagt: Traubenzucker. Diesen findet man meist als 500-Gramm-Gebinde. Dextrose ist übrigens ein weiterer Name für Traubenzucker, unter welchem er manchmal auch angeboten wird. Glutamin ist z. B. in der Apotheke als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Ich habe Kapseln gekauft und diese geöffnet. Wird mehr Larvenjelly hergestellt, so müssen die Zutaten natürlich entsprechend vervielfacht werden.

Selbstgemachtes Larvenjelly

Mit den Futterpellets und ggf. weiteren Additiven, wie z. B. Gammarus, wird die Eiswürfelform fast voll befüllt. Alle weiteren Zutaten werden verrührt und sollten für 2-3 Minuten aufkochen. Mit der Flüssigkeit werden die Mulden mit den Pellets jetzt aufgefüllt, jedoch nur knapp bis unter den Rand. Gibt man erst eine kleinere Menge der Flüssigkeit ein, kann man die Pellets etwas quellen lassen, um ein Aufsteigen zu minimieren. Dies ist jedoch nicht zwingend notwendig (siehe letzter Schritt). Sobald die Flüssigkeit auskühlt, wird sie fest. Nun kann man die verbliebene Agar-Agar-Mischung nochmal erhitzen, verflüssigen und die Mulden komplett auffüllen. So werden auch die Pellets, die oben noch nicht bedeckt sind, vollständig umschlossen und haltbar gemacht. Werden die Jellys direkt verfüttert, kann man auf den letzten Schritt verzichten. Die Larvenjellys können auf Vorrat hergestellt und im Kühlschrank gelagert werden.

Als Substrat zur Aufzucht verwende ich gewöhnlichen Laubwaldhumus, auch ungedüngte Blumenerde aus dem Baumarkt wäre denkbar. Flake Soil oder spezielle Substratmischungen mit Sand sind meiner Meinung nach überflüssig. Gerade in L2 / L3 sind die Larven ohnehin nicht auf Substrat als Futterquelle angewiesen. Das Substrat muss regelmäßig kontrolliert werden, da im Substrat verbliebene Futterreste schnell schlecht werden und sich so auch Milben, welche den Larven gefährlich werden könnten, explosionsartig ausbreiten können. Zudem riecht der Larvenkot aufgrund der proteinreichen Ernährung auch strenger und das Substrat sollte spätestens bei zu hohem Vorkommen gewechselt werden.

Anfangs halte ich die Larven in 500-ml-Dosen; im Laufe des dritten Larvenstadiums setze ich sie in 1-Liter-Dosen um. Es heißt, dass Goliathuslarven kleinere Behälter als die meisten anderen Rosenkäferlarven bevorzugen, da sie so auch ihr Futter besser finden und effektiver gefüttert werden können. Unter Züchtern scheiden sich hier die Geister. Ich fahre mit meiner Methode bisher ganz gut.

Larvalentwicklung von Goliathus goliatus in 100 Tagen

Die Larven nehmen rasant an Gewicht zu. Futter- und Substratänderungen, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, führen eventuell zeitweise dazu, dass das Gewicht stagniert oder sinkt, was womöglich auf Stress für die Larven zurückzuführen ist. Auch übermäßig durch Kot belastetes Substrat wirkt sich negativ auf das Gewicht aus, was regelmäßige Substratkontrollen und Substratwechsel unerlässlich macht. Das Diagramm links zeigt die Gewichtszunahme bei Fütterung von Einzelpellets. Bei Verfütterung des Larvenjellys haben die Larven bei mir noch schneller an Gewicht zugelegt.






Wanderphase, Kokonbau und Verpuppung

Sobald die Larven bereit sind einen Kokon zu bauen, beginnen sie auf der Substratoberfläche umherzuwandern. Nicht selten brechen die Larven dann aus den Aufzuchtboxen aus, indem sie sich aufrichten und gegen den Deckel drücken. Es ist sinnvoll, die Aufzuchtboxen mit Gummibändern zu sichern und zusätzlich in einer großen Box, Wanne, etc. zu lagern. So kommen Larven auch bei geglücktem Ausbruchsversuch nicht weit. Die Larven müssen jetzt in eine größere Box mit anorganischem Substrat für den Kokonbau überführt werden. In Laubwaldhumus oder ähnlichem Substrat würden die Larven, wenn sie überhaupt darin bauen, keinen stabilen und geeigneten Kokon bauen können und verenden. Hier sollte nun ein Lehm-Sand-Gemisch im Verhältnis 5:1 verwendet werden. Lehm gibt es in Form von Lehmpulver zu kaufen, welches mit Wasser zu einem einheitlichen Substrat sorgfältig vermengt wird. Der fertige Lehm darf natürlich nie nass sein. In der Box kann man Bereiche mit unterschiedlicher Feuchtigkeit einrichten, so dass die wandernde Larve genug Auswahlmöglichkeit für den bevorzugten Bauplatz hat. Zum Bauen gräbt sich die Larve ein. Die Kokons sollten sehr trocken gelagert werden, da die Puppen empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren. Bestenfalls verbleibt der Kokon an Ort und Stelle. 

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